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Dauernachtarbeit auf Kosten von Gesundheit und Sozialleben
Zahlen zu Dauernachtarbeit in Deutschland veröffentlicht
Beschäftigte, die dauerhaft während der Nacht arbeiten, sind unzufriedener mit ihrer Work-Life-Balance und schätzen ihren Gesundheitszustand schlechter ein als andere Beschäftigte. Besonders gefährdet sind vollzeitbeschäftigte Dauernachtarbeitende, die mit durchschnittlich 46 Stunden pro Woche deutlich länger arbeiten als andere Vollzeitbeschäftigte. Diese und weitere Ergebnisse enthält der neue baua: Bericht kompakt "Dauernachtarbeit in Deutschland. Arbeit gegen biologische und soziale Rhythmen" der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Zudem gibt der Bericht Hinweise auf die gesetzlichen Regelungen zur Nachtarbeit sowie zu ihrer gesundheitsgerechten Gestaltung.
Ob Gesundheitswesen, Polizei, Bäckereien, Energieversorgung oder manche Produktionsbereiche - Nachtarbeit kann aus vielen Gründen erforderlich sein. Häufig fällt sie im Zusammenhang mit Schichtsystemen an. Ein Teil der Beschäftigten arbeitet ausschließlich nachts. Am häufigsten arbeiten Dauernachtarbeitende im Gesundheits- und Sozialwesen, dem produzierenden Gewerbe und der Verkehrs- und Lagerei-Branche. Fast ein Drittel (31 Prozent) der Dauernachtarbeitenden arbeitet in Teilzeit. Diese scheinen die Nachtarbeit für ihre Vereinbarkeit zu nutzen - denn sie sind häufig zufriedener mit ihrer Work-Life-Balance als Vollzeit Dauernachtarbeitende.
Insgesamt sagen 77 Prozent aller abhängig Beschäftigten, dass sie zufrieden oder sehr zufrieden mit der Passung ihres Arbeits- und Privatlebens sind. Bei den Beschäftigten in Dauernachtschicht sind dies nur 61 Prozent. Nur etwa jeder zweite Beschäftigte in Dauernachtarbeit (51 Prozent) schätzt den eigenen allgemeinen Gesundheitszustand als gut bis sehr gut ein, während es bei allen abhängig Beschäftigten 62 Prozent sind. Dauernachtarbeit geht zudem häufig mit gesundheitlichen Beschwerden einher. Am häufigsten klagen die Beschäftigten über Schmerzen im unteren Rücken (60 Prozent) und allgemeine Müdigkeit, Mattigkeit oder Erschöpfung (56 Prozent). Häufig berichten die Befragten auch über körperliche Erschöpfung (44 Prozent) und nächtliche Schlafstörungen (43 Prozent). Dies geht aus einer Auswertung der repräsentativen BAuA-Arbeitszeitbefragung 2015 hervor. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Beschäftigte in Dauernacht nicht nur ungünstige Arbeitszeiten, sondern auch häufiger körperlich fordernde Arbeitsbedingungen haben. Gleichzeitig kann davon ausgegangen werden, dass gesundheitlich beeinträchtigte Personen eher nicht in Dauernacht arbeiten. Insgesamt lässt sich Dauernachtarbeit aus arbeitswissenschaftlicher Perspektive nicht befürworten, da die Arbeit gegen die biologische Uhr und soziale Rhythmik mit hohen gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Besonders Beschäftigte mit langen Arbeitszeiten sind hierbei gefährdet.
So legen gesicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse nahe, dass möglichst wenige Nachtschichten aufeinander folgen sollten. Auf eine solche Nachtschichtphase sollte sich eine möglichst lange Ruhephase anschließen. Ebenso sollten Arbeitszeiten in der Nacht möglichst kurz, planbar und für die Beschäftigten transparent sein. Freizeitausgleich sollte den Vorrang vor finanziellen Zuschlägen haben. Nachtarbeit sollte nur unter enger medizinischer Begleitung erfolgen. Zudem weist der Bericht auf weitere arbeitswissenschaftliche Empfehlungen und Regelungen zum Schutz der Nachtarbeitenden im Arbeitszeitgesetz hin.
Den baua: Bericht kompakt "Dauernachtarbeit in Deutschland. Arbeit gegen biologische und soziale Rhythmen" gibt es als PDF im Internetangebot der BAuA unter www.baua.de/publikationen.
Zitiert nach einer Pressemitteilung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin vom 02.03.2020