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Klein, aber gefährlich: Mehr Krankheitsfälle durch Zecken
Ein Waldlauf am Morgen, ein Spaziergang in der Mittagspause, Grillen im Garten, am Wochenende Wandern, Radfahren und Zelten: Seit der Corona-Pandemie verbringen viele Menschen ihre Freizeit mehr und mehr im Grünen. Das bleibt nicht ohne Folgen, wie aktuelle Daten zur Arbeitsunfähigkeit von Versicherten der KKH Kaufmännische Krankenkasse zeigen. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich immer mehr Berufstätige wegen Borreliose krankschreiben lassen müssen. Im vergangenen Jahr zählte die KKH 212 Arbeitsunfähigkeitsfälle mit fast 4.000 Fehltagen wegen der Lyme-Krankheit, die durch Zeckenstiche übertragen werden kann. Das sind gut 18 Prozent mehr als 2021 (179 Fälle) und sogar fast 28 Prozent mehr als 2020 (166 Fälle). In den beiden Vor-Corona-Jahren lag die Zahl mit jeweils 155 Fällen noch darunter.
„In der Corona-Pandemie haben viele Menschen den Wald als Ausflugs- und Erholungsziel für sich entdeckt. Das könnte eine Ursache für den Anstieg sein“, sagt KKH-Apotheker Sven Seißelberg. Denn Zecken halten sich bevorzugt in Wäldern nicht zu trockener Lagen auf, in hohem Gras, Gebüsch sowie in losem Laub. Die winzigen Blutsauger werden ab einer Temperatur von etwa fünf Grad Celsius aktiv. Das Tückische: Laut Robert Koch-Institut (RKI) sind deutschlandweit je nach Region bis zu 30 Prozent der heimischen Zecken wie der Gemeine Holzbock Träger sogenannter Borrelien. Während die ebenfalls durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) nur in bestimmten Regionen auftritt, kommen Zecken, die Borreliose übertragen, in ganz Deutschland vor. Gegen die Lyme-Krankheit gibt es im Gegensatz zur FSME außerdem keinen Impfstoff. Zur Vorbeugung helfen nur lange Kleidung und Zeckenschutzmittel. „Wer dennoch von einer Zecke gestochen wird und einige Tage bis Wochen danach rund um die Einstichstelle eine ringförmige Rötung beobachtet, sich außerdem abgeschlagen fühlt, Fieber und Kopfschmerzen bekommt, sollte einen Arzt aufsuchen“, rät Sven Seißelberg. Da eine Borreliose durch Bakterien übertragen wird, lässt sie sich vor allem im Frühstadium gut antibiotisch behandeln.
„Nach jedem Besuch im Grünen sollte man Körper und Kleidung gründlich nach Zecken absuchen“, rät der KKH-Apotheker – vor allem, wenn man auf schmalen bewachsenen Pfaden oder querfeldein in Wiesen und Wäldern unterwegs war. Wer sich stattdessen auf breiten Wegen aufhält, muss keine Zeckenstiche befürchten. Im Ernstfall ist es wichtig, die Zecke vollständig aus der Haut zu entfernen. Keinesfalls sollten dabei Klebstoff und Öl zum Einsatz kommen. „Diese Substanzen reizen das Tier nur und können erst recht dazu führen, dass es Speichel und somit möglicherweise auch Erreger in die Wunde abgibt“, erläutert Seißelberg. Stattdessen sollte die Zecke mit einer Pinzette oder Zeckenkarte dicht an der Haut (niemals am vollgesogenen Körper) gegriffen und behutsam herausgezogen werden (nicht quetschen oder drehen). Anschließend sollte die Wunde desinfiziert werden. Wer unsicher ist, ob die Zecke komplett entfernt ist, sollte zum Arzt gehen.
Zitiert nach einer Pressemitteilung der Kaufmännischen Krankenkasse vom 04.04.2023