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Krankenstand: Erneuter Anstieg der Psych-Fehltage
• DAK-Gesundheit analysiert als erste große Kasse die Krankschreibungen für das 3. Quartal 2023 • Fast ein Viertel mehr Fehltage wegen Depressionen und Angststörungen
Von Juli bis September 2023 gab es für ein Sommerquartal ungewöhnlich viele krankheitsbedingte Arbeitsausfälle in Deutschland. Der Krankenstand lag im 3. Quartal 2023 mit 5,0 Prozent über dem schon sehr hohen Niveau des Vorjahresquartals mit 4,7 Prozent. Im Durchschnitt hatte jeder und jede Beschäftigte fast fünf Fehltage – obwohl es keine Sommergrippewelle gab. Verantwortlich für den weiterhin sehr hohen Krankenstand war vor allem ein erneuter Anstieg bei den psychischen Erkrankungen. Laut Fehlzeitenanalyse der DAK-Gesundheit gab es rund ein Viertel mehr Fehltage wegen Depressionen oder Angststörungen als im Vorjahresquartal. Die Kasse erwartet bis zum Jahresende insgesamt einen neuen Höchststand mit durchschnittlich über 20 Fehltagen pro Kopf. DAK-Vorstandschef Andreas Storm warnt vor einem Teufelskreis durch den erhöhten Krankenstand und wachsenden Personalmangel.
„Die Nachwirkungen der Pandemie, die Unsicherheit in Deutschland durch die vielen Krisen in der Welt: Das alles belastet die Psyche der Menschen zunehmend“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Dazu kommt, dass viele Branchen durch Personalmangel unter besonderem Druck stehen. Die Themen Gesundheit und psychisches Wohlbefinden der Beschäftigten müssen ganz oben auf die Agenda der Unternehmen. Wir müssen den Teufelskreis zwischen steigendem Krankenstand und der Personalnot durchbrechen.“ Der Kassenchef erneuert seine Forderung nach einem runden Tisch unter dem Motto „Kräfte bündeln – Belegschaften fördern – Unternehmen stärken“ unter Beteiligung von Politik, Sozialpartnern und Krankenkassen.
Fast ein Viertel mehr Fehltage durch psychische Erkrankungen
Den stärksten Anstieg gab es bei Muskel-Skelett-Problemen und psychischen Erkrankungen. In der letzteren Gruppe – zu der auch Depressionen und Angststörungen gehören – ging der Arbeitsausfall um 24,3 Prozent hoch, von 70 auf 87 Fehltage je 100 Beschäftigte. „Ein Anstieg von einem Viertel gegenüber dem Vorjahresquartal ist als dramatisch, quasi als epidemisch zu bezeichnen“, kommentiert Professor Volker Nürnberg den Anstieg. Der Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement: „Burnout ist die neue Pandemie! Bei vielen Mitarbeitern ist nicht nur der Akku leer, sondern das Ladekabel defekt.“
Rückenprobleme hängen mit seelischer Anspannung zusammen
Bei den Muskel- und Skelett-Erkrankungen betrug der Anstieg 25,2 Prozent. Hier gab es mit 101 Fehltagen je 100 Beschäftigte insgesamt den größten Arbeitsausfall. Bei vielen Krankschreibungen in dieser Erkrankungsgruppe gehen Fachleute davon aus, dass sie zu einem gewissen Grad auch mit psychischen Belastungen in Verbindung stehen. „Man muss wissen, dass sich eine Menge – bis zu einem Drittel – der psychischen Erkrankungen in dieser Gruppe verbergen, etwa der psychosomatische Rückenschmerz“, betont Volker Nürnberg. „Die vielfältigen Belastungen und die seelische Anspannung der Menschen machen sich bei den Rückenproblemen bemerkbar.“
Prognose: Weit mehr als 20 Fehltage pro Kopf zum Jahresende
Die DAK-Gesundheit prognostiziert – bedingt durch die anstehende Erkältungssaison – noch stärker steigende Fehlzeiten im 4. Quartal und einen neues Jahreshöchstwert. „Aufgrund unserer Analyse gehen wir davon aus, dass wir 2023 zum ersten Mal seit vielen Jahren insgesamt auf deutlich über 20 Fehltage pro Beschäftigte und Jahr kommen werden“, sagt Andreas Storm. Der stark erhöhte Krankenstand treffe Deutschland in Zeiten eines steigenden Personalmangels und sei eng mit diesem verknüpft. Firmen und Betriebe in Deutschland sollten auch im eigenen Interesse verstärkt auf den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeitenden achten und Ressourcen ins Betriebliche Gesundheitsmanagement investieren. So könne der Teufelskreis durchbrochen werden, um die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen und gleichzeitig die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen zu sichern, so Storm.
Zitiert nach einer Pressemitteilung der DAK-Gesundheit vom 01.11.2023