Aktuelle Meldungen
Nicht nur zur Zeitumstellung: Deutschland schläft schlecht
Deutlicher Anstieg der Diagnosen – KKH-Ärztin gibt Tipps gegen Schlafkiller
Wenn die Augen einfach nicht zufallen wollen und die Gedanken nachts Karussell fahren: Die Zeitumstellung am kommenden Wochenende wird vor allem Menschen belasten, die ohnehin unter Schlafstörungen leiden. Und davon gibt es immer mehr. Wie Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse zeigen, stieg die Zahl der Diagnosen nicht organisch bedingter Schlafstörungen bundesweit von 2011 auf 2021 um rund 77 Prozent. Vom Vor-Corona-Jahr 2019 auf das zweite Corona-Jahr 2021 verzeichnet die KKH deutschlandweit ein Plus von acht Prozent.
„Zu nicht organisch bedingten Schlafstörungen zählen Einschlaf- und Durchschlafstörungen sowie Albträume und Angsttraumstörungen, wie sie unter hohen psychischen Belastungen entstehen können“, erläutert KKH-Ärztin Sonja Hermeneit. Bundesweit waren zuletzt rund 1,2 Millionen Menschen betroffen, wie eine KKH-Hochrechnung zeigt. Dies sei allerdings nur die Spitze des Eisbergs, da die Auswertung ausschließlich auf Arztdiagnosen beruhe, betont Hermeneit. Die Zahl der Menschen mit Schlafstörungen dürfte weitaus höher sein.
Ursachen für nächtliche Unruhe können unter anderem Konflikte und Überforderung im Beruf und Privatleben, traumatische oder belastende Ereignisse wie etwa die großen Veränderungen durch die Corona-Pandemie und die Energiekrise sein. Wie eine bundesweite forsa-Umfrage im Auftrag der KKH bereits gezeigt hat, ist beruflicher Stress der Schlafkiller Nummer eins. Dies sagen 42 Prozent der rund 1.000 Befragten. Auf Platz zwei stehen private Sorgen (34 Prozent). Die Corona-Pandemie lässt jeden Fünften nachts wach liegen. Frauen geben generell häufiger an, unter Schlafproblemen zu leiden – auch mit Blick auf die Zeitumstellung. Jede vierte Frau, aber nur jeder siebte Mann haben deshalb abends Probleme einzuschlafen. Gut ein Viertel der Frauen ist in der Folge tagsüber gereizt oder müde. Dies trifft hingegen nur auf jeden fünften Mann zu.
„Dauerhafte Schlafstörungen und regelmäßiger Schlafentzug können die Gesundheit schädigen“, warnt Sonja Hermeneit. Dadurch erhöhen sich beispielsweise die Infektanfälligkeit sowie das Risiko für Depressionen und Angststörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die gute Nachricht: Betroffene müssen nicht abwarten, bis die Corona-Pandemie vorbei ist oder der Stress bei der Arbeit nachlässt, sondern können selbst viel für einen besseren Schlaf tun. Die KKH-Expertin gibt folgende Tipps:
- Regelmäßiger Schlafrhythmus: Nicht immer ist es aufgrund von Schule oder Arbeit möglich, dem eigenen Biorhythmus zu folgen. Dennoch tragen möglichst regelmäßige Zubettgeh- und Aufstehzeiten (plus/minus 30 Minuten) zu einem gesunden Schlaf bei.
- Abendrituale einführen: Wer etwa 30 Minuten vor dem Schlafengehen beispielsweise beruhigende Musik hört, meditiert, Muskelentspannungs- oder Atemübungen anwendet, kann besser abschalten.
- Gute Schlafumgebung: Ein ausreichend abgedunkeltes und aufgeräumtes Schlafzimmer sowie die optimale Temperatur und Luftfeuchtigkeit schaffen eine Wohlfühlatmosphäre und wirken sich positiv auf den Schlaf aus.
- Richtige Ernährung: Wer etwa drei Stunden vor dem Zubettgehen auf Alkohol und koffeinhaltige Getränke verzichtet und keine größeren Mahlzeiten mehr einnimmt, kann besser ein- und durchschlafen.
- Belastungen vermeiden: Die Expertin rät dazu, psychische und starke körperliche Belastungen vor dem Schlafengehen zu vermeiden, also mindestens 30 Minuten vorher offline zu gehen sowie kein anstrengendes körperliches Training mehr zu absolvieren.
Auch mit Blick auf die Zeitumstellung empfiehlt Sonja Hermeneit, die Anpassung an die neue Zeit mit Entspannungstechniken, guter Schlafhygiene und häufigeren Erholungspausen zu beschleunigen. So pendeln sich innere Uhr und Tagesablauf innerhalb weniger Tage wieder aufeinander ein. Halten Schlafprobleme auch unabhängig von der Zeitumstellung und trotz Berücksichtigung sämtlicher Tipps über längere Zeit an, sollten Betroffene ärztliche Hilfe suchen. Der Weg führt zunächst zum Hausarzt, um organische Ursachen gegebenenfalls auszuschließen und weitere Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen.
Zitiert nach einer Pressemitteilung der KKH Kaufmännischen Krankenkasse vom 26.10.2022