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Sägepalme: Wirkungslos bei Prostatabeschwerden
Extrakte aus der Frucht der Sägepalme sollen Beschwerden beim Wasserlassen lindern, die in Folge einer gutartig vergrößerten Prostata auftreten können. Ein Cochrane-Team am Universitätsklinikum Düsseldorf hat in einem Update die Studienlage erneut gesichtet. Demnach spricht Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit dafür, dass von dem pflanzlichen Arzneimittel kein spürbarer Effekt zu erwarten ist.
Wenn sich die Prostata altersbedingt vergrößert, leiden Männer oft unter häufigem Harndrang und Nachtröpfeln, das Wasserlassen nimmt mehr Zeit in Anspruch. Grund dafür ist der Druck, den die vergrößerte Drüse auf Blase, Harnröhre und Blasenmuskulatur ausübt. Da sich die Blase nicht mehr ganz entleeren lässt, entsteht schon kurze Zeit nach dem Wasserlassen erneut das Gefühl, zur Toilette zu müssen. Das kann Alltagsaktivitäten belasten und den Schlaf stören.
Es gibt verschiedene rezeptfrei erhältliche pflanzliche Mittel, welche die Beschwerden beim Wasserlassen aufgrund einer gutartig vergrößerten Prostata lindern sollen. Dazu zählt auch die Sägepalme, die mit ihrem wissenschaftlichen Namen als Serenoa repens oder dessen Synonym Sabal serrulatum bekannt ist.
In einem Update hat ein Cochrane-Team am Universitätsklinikum Düsseldorf nun die Studienlage zu Mitteln mit Sägepalmenfrucht-Extrakten gesichtet und bewertet. Dafür konnten sie insgesamt 27 Studien (davon 9 neue) mit mehr als 4600 Teilnehmern auswerten. In 19 Studien wurde S. repens als Einzelmittel mit Placebo vergleichen, in 8 weiteren Studien wurden Sägepalmenextrakte in Kombination mit verschiedenen pflanzlichen Mitteln untersucht. Allerdings war die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für letzteren Vergleich niedrig; zudem bleibt bei Kombinationsmitteln letztlich unklar, welche der enthaltenen Pflanzen einen möglichen positiven Effekt bewirken.
Bei der gemeinsamen Auswertung aller vorliegenden Studien stellten die Cochrane-Wissenschaftler*innen um Juan Franco mit hoher Vertrauenswürdigkeit der Evidenz fest, dass Sägepalmenfruchtextrakt als alleiniges Mittel Prostatabeschwerden nicht oder nicht spürbarer bessert als Placebo (9 Studien, 1681 Teilnehmer) – und zwar weder kurz- noch langfristig. Auch die Lebensqualität verbesserte sich nicht (5 Studien, 1001 Teilnehmer). Hinsichtlich des Risikos für unerwünschte Wirkungen ist die Vertrauenswürdigkeit trotz 12 relevanter Studien nur moderat: Auch wenn sich im Studienzeitraum kein Unterschied bei den unerwünschten Wirkungen zwischen den Sägepalmen-Gruppen und den Placebo-Gruppen ergab, ist nicht sicher auszuschließen, dass der Extrakt bei längerer Einnahme auch negative Effekte haben könnte.
„Obwohl die Leitlinien heutzutage selten Sägepalmenfruchtextrakt für Prostatabeschwerden empfehlen, ist dieses Mittel bei Männern mit Symptomatik der unteren Harnwege sehr beliebt“, stellt Erstautor Juan Franco, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Cochrane Metabolic and Endocrine Disorders Group und Facharzt für Allgemeinmedizin fest. Das berge ein leicht zu übersehendes Risiko in sich, so Franco: „Die Einnahme unwirksamer Produkte kann die Inanspruchnahme wirksamer Behandlungsalternativen verzögern.“
Zitiert nach einer Pressemitteilung von Cochrane Deutschlanf vom 17.07.2023.