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Weizen – darum ist Vollkorn so gesund

Weizen ist die wichtigste Brotgetreideart, sowohl von der Anbau­fläche weltweit wie auch von der Verar­beitungs­menge. Hierzulande ist die Brot­vielfalt bekanntlich sehr hoch und neben Weizen werden oft auch Roggen und Dinkel eingesetzt. Dagegen werden in anderen Ländern die meisten Back­waren aus Weizen hergestellt.

Der Aufbau des Korns ist bei allen Getreide­arten ähnlich. Das Korn schließt im Inneren den sogenannten Mehl­körper ein, der haupt­sächlich Kohlen­hydrate in Form von Stärke enthält, was das Getreide als Energie­träger für die menschliche Ernährung sehr wertvoll macht. Ferner sind circa 12 Prozent Protein enthalten, etwa 80 Prozent davon entfallen auf Gluten. Dieses sogenan­nte Kleber­eiweiß ist für die Back­eigen­schaften des Mehls von hoher Bedeutung. Der Mehl­körper macht den größten Anteil am Korn­volumen aus und ist damit der Haupt­bestand­teil des Getreide­mehls. In den Korn­rand­schichten sowie im Keimling befinden sich zusätzlich hohe Konzen­trationen verschie­dener Mineral­stoffe und Spuren­elemente wie Eisen, Zink, Magnesium und Kalium sowie Ballast­stoffe, Vitamine, Fette und sekundäre Inhalts­stoffe. Weizen­keime – und damit auch Weizen­keimöl – ist zudem reich an Vitamin E. Da bei Voll­korn­mehl das ganze Korn vermahlen wird, enthält es folge­richtig auch alle Bestand­teile des Korns, ist also ernährungs­physiolo­gisch besonders wertvoll.

Das Wissen um die positiven Eigenschaften von Vollkorn dürften mittler­weile eigentlich jedem Verbraucher bekannt sein, dennoch ist die Nach­frage nach Vollkorn­brot eher bescheiden: Der Anteil des Vollkorn­mehls am Gesamt­mehl, welches in deutschen Mühlen produziert wird, liegt bei etwa drei Prozent. Bei den Back­waren sind nur 11,4 Prozent Vollkorn- beziehungs­weise Schwarz­brot.

Dinkel ist ein naher Verwandter des Weizens, der fast aus­schließlich in und um Deutsch­land ange­baut wird. Er erfreut sich zu­nehmender Beliebtheit, auch weil ihm nach­gesagt wird, dass er sehr gesund sei. Dinkel ist bezüglich der Inhalts­stoffe dem Weizen sehr ähnlich, er hat etwas mehr Protein und Gluten, bis zu doppelt so viel Mineral­stoffe wie Weizen, und ähnlich viele Ballast­stoffe. Obwohl viele Menschen denken, dass sie keinen Weizen wohl aber Dinkel vertragen, konnten intensive wissen­schaftliche Studien dieses Phänomen bisher nicht erklären. Möglicher­weise hängt die Verträg­lichkeit eher mit dem Herstellungs­prozess als mit dem Getreide selbst zusammen. Da die Gluten­zusammen­setzung bei Dinkel ein wenig anders ist als bei Weizen, muss beim Backen mit Vollkorn­mehlen etwas mehr Flüssigkeit zu­gesetzt werden (der Bäcker spricht vom Brüh­stück) für die notwendige Stärke­verquellung.

Im Anbau benötigt Dinkel weniger Düngung als Weizen und kann auch auf schlech­teren Böden an­gebaut werden, hat allerdings nur rund 70 Prozent des Korn­ertrags von Weizen.

Emmer ist eine alte Weizenart, die aktuell eine echte Anbau­rarität ist, basierend auf Neu­züchtungen, die aus 50 bis 70 Jahre alten Genbank­mustern selektiert wurden. Emmer ist ein ent­fernter Verwandter zu Weizen, der von den Inhalts­stoffen dem Dinkel sehr ähnlich ist; er hat in der Tendenz noch etwas mehr Protein und Gluten als Dinkel und ähnlich viel Ballast­stoffe wie Weizen. Die Gluten­zusammen­setzung des Emmers ist nochmals leicht anders als beim Dinkel, insofern muss man beim Backen mit Emmer noch stabi­lisierender eingreifen als beim Dinkel. Emmer eignet sich daher eher als Zu­mischung.

Emmer lässt sich gut in Deutschland anbauen. Er wächst auch auf schlechten Böden und benötigt wenig bis keine Düngung, hat aber maximal 50 Prozent Kornertrag des Weizens.

Einkorn ist die älteste Weizenart, die ebenfalls auf Neu­züchtungen basiert, die aus alten Genbank­mustern selektiert wurden. Einkorn ist ein sehr entfernter Verwandter zu Weizen, der sich mit seinen Inhalts­stoffen am deutlichsten in der großen Weizen­familie vom Weizen abhebt. Das Korn enthält etwa zwei- bis viermal so viele Mineral­stoffe wie Weizen, fast doppelt so viele sekundäre Inhalts­stoffe und Vitamine und achtmal mehr Carotinoide, ins­besondere Luteine. Diese bringen einen fein-nussigen Geschmack und färben alle Einkorn­produkte attraktiv gelb. Einkorn hat ähnlich viel Protein und Gluten wie Emmer, aber er scheint deutlich weniger von Proteinen als Weizen zu haben, die beim Menschen Allergien auslösen können. Einkorn hat ein sehr weiches Korn, das so klein ist, dass sich die Her­stellung von hellem Aus­zugsmehl nicht lohnt. In der Verar­beitung ist Einkorn noch etwas schwieriger als Emmer, so dass bei der Verar­beitung zu reinen Einkorn­produkten das besondere Können des Bäckers gefragt ist. Einkorn ist sehr gut als Bei­mischung zu verwenden.

Im Anbau ist Einkorn nachhaltig, denn er wächst auch auf schlechten Böden, benötigt wenig bis keine Düngung und ist bisher gegenüber allen Feld-Erkrankungen resistent; hat aber nur circa 25 Prozent Kornertrag des Weizens.

Weitere Weizenarten und Spezialitäten spielen beim Backen mit Vollkorn eine geringe Rolle. Nudel­weizen, auch Hart­weizen oder Durum genannt, wird zu 95 Prozent für die Pasta­produktion verwendet. Raritäten sind auch Khorosan­weizen (eignet sich für elastische Teige) oder Binkel. Als alternative Sorten der Art Brot­weizen sind noch Rotkorn­weizen und Gelb­weizen zu nennen. Darin sind durch Kreuzung und Selektion natürliche Farb­stoffe angereichert. Beim Gelb­weizen ist es das Lutein wie im Einkorn, beim Rotkorn­weizen sind es Anthocyane. Beides sind ernährungs­physiologisch interessante sekundäre Pflanzenstoffe. Die Anthocyane des Rotkorn­weizens sind nur in den äußeren Korn­schichten lokalisiert, kommen also nur im Vollkor­nmehl vor. Die Luteine des Gelb­weizens sind gleich­mäßig im Korn verteilt, also enthält auch Auszugs­mehl von Gelb­weizen einiges davon, was man an der Gelb­färbung der Back­ware auch erkennt.

Weitere Informationen:

www.ble-medienservice.de/1004/brot-und-kleingebaeck

weizen.uni-hohenheim.de/vollkornbackbuch

www.bzfe.de/fileadmin/resources/import/pdf/EiF_Urgetreide_Mehr_Schein_als_Sein.pdf

Zitiert nach einer Meldung des Bundeszentrum für Ernährung vom 11.01.2023