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Welt-AIDS-Tag - neue Daten zu HIV/AIDS in Deutschland
Das Robert Koch-Institut hat eine neue umfassende Auswertung zur HIV/AIDS-Situation in Deutschland veröffentlicht. Die im Epidemiologischen Bulletin veröffentlichte Analyse anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember zeigt, dass sich im Jahr 2021 geschätzt 1.800 Personen mit HIV infiziert haben, genauso viele wie 2020. Die Zahl der Neuinfektionen liegt so niedrig wie zuletzt vor zwei Jahrzehnten. Allerdings steht die Schätzung für 2021 unter dem Vorbehalt, dass möglicherweise eine geringere Test-Inanspruchnahme während der Pandemie die Zahl der Neuinfektionen unterschätzt. „Unabhängig davon: diese Fallzahlen sind immer noch zu hoch, es bedarf weiterer Anstrengungen, vor allem um die zielgruppenspezifischen Testangebote und den Zugang zu Therapie und Prophylaxe zu verbessern“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts.
Die Trends in den drei am stärksten betroffenen Gruppen verlaufen unterschiedlich. Bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), ist die Zahl der geschätzten Neuinfektionen, von 1.100 im Jahr 2020 auf etwa 1000 im Jahr 2021 gesunken. Bei Personen mit einer Infektion auf heterosexuellem Weg stagniert die Zahl der Neuinfektionen dagegen seit einigen Jahren und lag Ende 2021 bei etwa 440. Beim Gebrauch intravenöser Drogen haben sich 2021 etwa 320* Menschen mit HIV infiziert, bei dieser Gruppe zeigt die Modellierung einen deutlichen Anstieg seit 2010 und eine Stabilisierung seit 2019.
Die Zahl der Menschen mit HIV in Deutschland lag Ende 2021 bei 90.800. Von diesen sind etwa 8.600 HIV-Infektionen noch nicht diagnostiziert. Daher sind leicht zugängliche Testangebote wichtig, Testbereitschaft und die Kenntnis von Infektionsrisiken. HIV-Infektionen auf heterosexuellem Weg z.B. gibt es vor allem über sexuelle Kontakte zu Personen mit intravenösem Drogengebrauch, MSM und im Ausland mit HIV-infizierten Personen.
Der Anteil der Menschen mit diagnostizierter HIV-Infektion, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, liegt 2021 unverändert bei etwa 96 %. Bei fast allen Behandelten ist die Behandlung erfolgreich, so dass sie nicht mehr infektiös sind. Etwa ein Drittel aller neudiagnostizierten HIV-Infektionen wurde 2021 erst mit einem fortgeschrittenen Immundefekt diagnostiziert, fast jede fünfte Infektion sogar erst mit dem Vollbild AIDS. HIV wird in erster Linie durch Menschen übertragen, deren HIV-Infektion noch nicht diagnostiziert wurde. Zudem ist bei Spätdiagnosen die Sterblichkeit höher. Kondome zu benutzen bleibt ein Grundpfeiler der Prävention von HIV und weiteren sexuell übertragbaren Erregern.
Mit der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) steht ein zusätzliches Instrument zur Verhinderung von Infektionen zur Verfügung. Seit September 2019 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für Menschen mit substanziellem HIV-Risiko. Der Einfluss der PrEP auf das Infektionsgeschehen kann aufgrund der Veränderungen des Sexual- und Testverhaltens im Kontext der COVID-19-Pandemie nicht verlässlich eingeschätzt werden. Der Rückgang von HIV-Neudiagnosen und der geschätzte Rückgang von Neuinfektionen seit 2019 deuten auf eine Verhinderung von Neuinfektionen durch PrEP-Gebrauch hin.
Das RKI schätzt die Zahl der HIV-Neuinfektionen jedes Jahr neu. Durch zusätzliche Daten und Informationen sowie Anpassung der Methodik können sich die Ergebnisse der Berechnungen von Jahr zu Jahr verändern und liefern jedes Jahr eine aktualisierte Einschätzung des bisherigen Verlaufs der Epidemie. Die geschätzten Neuinfektionen sind nicht zu verwechseln mit den beim RKI gemeldeten Neudiagnosen. Da HIV über Jahre keine auffälligen Beschwerden verursacht, kann der Infektionszeitpunkt länger zurückliegen.
Das Epidemiologische Bulletin 47/2022 und weitere Informationen, z.B. Eckdaten für die einzelnen Bundesländer, sind online abrufbar: www.rki.de/hiv
Zitiert nach einer Pressemitteilung des Robert Koch Instituts vom 24.11.2022