1. Sprung zur Servicenavigation
  2. Sprung zur Hauptnavigation
  3. Sprung zur Unternavigation
  4. Sprung zur Suche
  5. Sprung zum Inhalt
  6. Sprung zum Footer

Ernährung

Meldungen zum Thema

Gehirn zerlegt Essvorgang in verschiedene Phasen

Studie unter Federführung der FAU zeigt, wie das Gehirn die Energieaufnahme sicherstellt
Die Nahrungsaufnahme ist auf Ebene der Nervenzellen offenbar ähnlich organisiert wie ein Staffellauf: Im Laufe des Essvorgangs wird das Staffelholz zwischen verschiedenen Teams von Neuronen weitergereicht, bis wir uns schließlich die passende Energiemenge zugeführt haben. Zu diesem Schluss kommen Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in einer aktuellen Studie. Mit diesem komplexen Mechanismus stellt das Gehirn vermutlich sicher, dass wir weder zu wenig noch zu viel Nahrung zu uns nehmen. Funktio­niert er nicht richtig, können möglicherweise Essstörungen wie Magersucht oder Binge-Eating-Attacken die Folge sein. Die Ergebnisse erscheinen im Journal of Neuroscience.

Um zu überleben, müssen wir uns regelmäßig Energie in Form von Nahrung zuführen. Koordiniert wird dieser Prozess im Hypothalamus, einer wichtigen Steuerzentrale im Gehirn. Bei ihm laufen ständig wichtige Informationen aus unserem Körper und unserer Umgebung ein, etwa ob es Tag ist oder Nacht oder ob sich unser Blutzuckerspiegel gerade auf einem Tiefststand befindet. Auf Basis dieser Daten leitet er dann bestimmte angeborene Verhaltensweisen ein – bei Dunkelheit gehen wir zu Bett, bei Hunger an den Kühlschrank.

Doch wie stellt das Gehirn sicher, dass wir nicht direkt mit dem Essen aufhören, wenn der erste Heißhunger verflogen ist und die Dehnungs­rezep­toren im Magen melden, dass Nahrung eingetroffen ist? „Beim Essen schalten wir sehr rasch von einem Verhalten, das wir appetitiv nennen, auf ein Konsumverhalten um“, sagt Prof. Dr. Alexey Ponomarenko, Leiter der Professur für Systemische Neurophysiologie am Institut für Physiologie und Pathophysiologie der FAU. „Wir wissen wenig darüber, wie das Gehirn die Dauer dieser Konsum-Phase steuert. Sie darf weder zu lang noch zu kurz sein, damit wir die korrekte Menge Energie zu uns nehmen.“

Unter der Leitung von Prof. Ponomarenko hat das FAU-Team zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der Universitätsklinik Köln untersucht, was sich beim Essvorgang im Gehirn abspielt. Die Forschenden haben sich dazu den Hypothalamus von Mäusen angeschaut. Denn der ist im Prinzip ganz ähnlich aufgebaut wie der des Menschen. „Wir haben die elektrische Aktivität einer bestimmten Hypothalamus-Region mit einem KI-Verfahren analysiert“, erklärt die Mathematikerin Mahsa Altafi, eine Senior-Ko-Autorin der interdisziplinären Studie, die ebenfalls an der Professur für Systemische Neurophysiologie tätig ist. „So konnten wir feststellen, welche Nervenzellen bei der Nahrungsaufnahme zu welchen Zeitpunkten feuern, also elektrische Impulse erzeugen.“

Vier Teams von Neuronen nacheinander aktiv
Die Wissenschaftlerin konnte auf diese Weise vier unterschiedliche Teams von Neuronen identifizieren, die beim Essvorgang nacheinander aktiv werden. Die Nervenzell-Verbünde arbeiten also ähnlich zusammen wie die Läufer einer Staffel, die in unterschiedlichen Phasen des Rennens zum Einsatz kommen. „Wir vermuten, dass diese Teams die Informationen, die sie aus dem Körper erhalten – über den Blutzucker­spiegel, über die Menge an Hungerhormonen, über den Füllstand des Magens – unterschiedlich gewichten“, sagt Prof. Ponomarenko. Das vierte Team schenkt dann beispielsweise den Dehnungssensoren mehr Beachtung als das erste. „So könnte der Hypothalamus sicherstellen, dass wir weder zu wenig noch zu viel essen.“

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben auch untersucht, wie die Neuronen in den einzelnen Teams miteinander sprechen. Schon lange ist bekannt, dass Nervenzellen einen Aktivitäts-Rhythmus haben: Es gibt Zeiten, in denen sie besonders leicht erregbar sind, und andere, in denen sie kaum feuern. Diese Phasen wechseln sich regelmäßig ab – oft zehnmal in der Sekunde oder noch häufiger. Um miteinander zu kommunizieren, müssen Neuronen im selben Rhythmus schwingen. Es ist ähnlich wie bei einem Walkie Talkie: Beide Geräte müssen auf dieselbe Frequenz eingestellt sein, sonst hört man nur Rauschen.

„Wir konnten nun zeigen, dass die Teams, die mit der Nahrungsaufnahme zu tun haben, alle auf denselben Frequenzen funken“, sagt Prof. Ponomarenko. „Die Nervenzell-Verbünde, die für andere Verhaltensweisen zuständig sind – etwa für die Erkundung der Umgebung oder die Kontaktaufnahme zu Artgenossen – kommunizieren dagegen vorzugsweise auf einem anderen Kanal.“ Das dürfte es den Neuronen für das Essverhalten leichter machen, Informationen auszutauschen und den Essvorgang zur passenden Zeit zu beenden. Möglicherweise schlummert in dieser Erkenntnis auch therapeutisches Potenzial: Es ist heute schon möglich, den Rhythmus von Nervenzellen von außen zu beeinflussen, etwa durch oszillierende Magnetfelder. Vielleicht ließe sich auf diese Weise die Kommunikation der „Ernährungs-Teams“ verbessern. Falls das klappt, ließen sich damit eventuell Essstörungen abmildern – so zumindest die langfristige Hoffnung.

„Bei Mäusen lässt sich das Schwingungsverhalten von Neuronen durch optogenetische Manipulationen noch sehr viel direkter beeinflussen“, erklärt der FAU-Wissenschaftler. „Wir wollen nun in einer Folgestudie untersuchen, welche Auswirkungen das auf ihr Essverhalten hat.“

DOI: doi.org/10.1523/JNEUROSCI.0518-24.2024

Zitiert nach einer Pressemiiteilung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) vom 17.09.2024

Daten und Fakten zur Männergesundheit

Aktuelle Daten und qualitäts­gesicherte Fakten rund um Lebenslagen, Gesundheit und Krankheit von Männern finden Sie auf der Daten und Fakten-Seite des Männer­gesundheitsportals.

Natio­nales Diabe­tes­in­for­ma­tions­portal

Das Natio­nale Diabe­­tes­­in­for­­ma­­tions­­portal bietet quali­täts­gesicherte Infor­ma­tionen zur Vor­beu­gung und Behand­lung von Dia­betes sowie zum Leben mit der Erkran­kung.

Ernährung für Männer: So isst Mann erfolgreich!

Gesund essen und trinken ist auch Männer­sache und mit der passenden Strategie sogar ein köst­liches Abenteuer. Das Bayrische Staats­ministerium für Umwelt und Ver­braucher­schutz hat Informa­tionen und Tipps rund um eine gesunde Ernährung für Männer zusam­men­gestellt.

Ernährungspodcast von IN FORM

Wie esse ich im Alltag gesund und lecker? Was ist wirklich sinn­voll, wenn ich fit bleiben will – und welche aktuellen Tipps gibt es aus der Wissen­schaft? Der neue Podcast von IN FORM "SPITZ DIE LÖFFEL!" bietet Wissens­wertes rund um ausge­wogene Ernäh­rung.

Ernährungsradar

Der Ernährungs­radar prüft Argumente in der Ernährungs­debatte, bereitet den aktuellen Stand des Wissens auf und bietet gesicherte Ernährungs­infor­mationen für alle.

Wie Ernährung Krankheiten beeinflusst

Viele Erkrankungen sind ernährungsbedingt oder werden entscheidend durch die Ernährung beeinflusst. IN FORM gibt Ihnen einen Überblick.