Früherkennung
Viele Krankheiten, vor allem bestimmte Krebsarten, führen erst relativ spät zu Symptomen. Sie werden daher häufig erst diagnostiziert, wenn sie bereits fortgeschritten sind. Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen dienen dazu, mögliche Gesundheitsprobleme zu erkennen, bevor sie sich bemerkbar machen. Denn je früher erkannt, desto besser die Prognose.
Früherkennung oder Vorsorge?
Was ist eigentlich genau der Unterschied zwischen Früherkennung und Vorsorge? Vorsorge bedeutet, dafür zu sorgen, dass Krankheiten gar nicht erst entstehen, beispielsweise durch Impfen oder professionelle Zahnreinigungen. Früherkennungsuntersuchungen dienen dazu, Erkrankungen möglichst früh nachzuweisen, solange sie noch gut therapierbar sind. Viele Früherkennungsuntersuchungen, zum Beispiel der „Check-up“, sind Regelleistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Das heißt: Die Kosten übernimmt – ab einem bestimmten Alter – die jeweilige Krankenkasse.
Rundum gesund: Der Gesundheits-Check-up für Männer
Männer zwischen 18 und 34 Jahren können einmalig einen Gesundheits-Check-up durchführen lassen. Ab dem 35. Lebensjahr ist die ärztliche Gesundheitsuntersuchung alle drei Jahre möglich. Die Kosten dafür übernehmen die Krankenkassen. Der Check-up dient u. a. der Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und Nieren-Erkrankungen. Dabei stellen Ärztinnen und Ärzte fest, ob bestimmte Risikofaktoren erfüllt sind. Denn wer rechtzeitig gegensteuert, kann häufig den Verlauf positiv beeinflussen.
Männer ab dem vollendeten 35. Lebensjahr können sich im Rahmen des Gesundheits-Check-up einmalig auf Hepatitis B und Hepatitis C testen lassen. Ziel der Tests ist es, unentdeckte Infektionen zu erkennen und zu behandeln. Infektionen mit Hepatitis B und C verlaufen häufig ohne Symptome.
Männer ab 65 Jahren können einmalig ein Ultraschall-Screening zur Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen zu nutzen.
Krebs-Früherkennung
Krankenkassen bieten diverse Früherkennungsuntersuchungen kostenlos an:
- Ab 35 Jahren: alle zwei Jahre Screening zur Früherkennung von Hautkrebs
- Ab 45 Jahren: jährliche Tastuntersuchung der Prostata und Genitalien zur Früherkennung urologischer Krebserkrankungen
- Ab 50 Jahren: jährliche Untersuchung auf Blut im Stuhl zur Früherkennung von Darmkrebs oder zwei Große Darmspiegelungen im Abstand von mindestens 10 Jahren
- Ab 55 Jahren: alle zwei Jahre Untersuchung auf Blut im Stuhl zur Früherkennung von Darmkrebs oder zwei Große Darmspiegelungen im Abstand von mindestens 10 Jahren
Ziel der Früherkennungsuntersuchungen ist es, Krebserkrankungen früh zu erkennen und damit die Heilungschancen zu erhöhen. Ob Sie eine Krebsfrüherkennungsuntersuchung in Anspruch nehmen, ist Ihre persönliche Entscheidung.
Zahnkontrolle
Die härteste Substanz im menschlichen Körper ist weder der Knochen, noch der Bizeps: der Zahnschmelz hält diesen Titel. Er bedeckt die freiliegenden Teile der Zähne und schützt diese. Zähneputzen ist eine typische Art der Vorsorge. Täglich zur Bürste zu greifen, hilft, den Zahnschmelz zu erhalten und die Zähne vor Karies und anderen Krankheiten zu bewahren. In keinem anderen Bereich sind Vorsorge und Früherkennung so etabliert wie bei der Mundhygiene.
Die Durchführung der Zahnvorsorge-Untersuchung wird einmal pro Kalenderhalbjahr empfohlen und von Krankenkassen getragen. Die Untersuchung umfasst eine eingehende Begutachtung von Zähnen und Zahnfleisch, bei Bedarf werden weitere Vorsorge- und Diagnosemaßnahmen wie Zahnsteinentfernung, Röntgenuntersuchung oder Sensibilitätsprüfung der Zähne vorgenommen. Weitere Information zur Zahngesundheit finden Sie zum Beispiel im Portal www.gesundheitsinformation.de und auf den Patientenseiten der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung.
Die regelmäßige Zahnpflege wird im Bonusheft bestätigt. Hier belohnt Sie Ihre gesetzliche Krankenkasse mit Bonuspunkten für Ihr vorsorgliches Verhalten, indem sie einen höheren Festzuschuss beim Zahnersatz gewährt.
Neben den Untersuchungen haben sich gerade in den vergangenen Jahren prophylaktische Behandlungen immer weiter durchgesetzt. Die professionelle Zahnreinigung gehört nicht zum Standardleistungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen.
Nutzung von Früherkennungsuntersuchungen
Männer nutzen die angebotenen Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen seltener als Frauen. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Einige schieben die Termine immer wieder vor sich her, andere nehmen ihre Gesundheit nicht ganz so wichtig, und wieder andere haben Hemmungen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Hinzu kommt, dass Früherkennung bei Männern erst deutlich später an Bedeutung gewinnt als bei Frauen, nämlich in den sogenannten „besten Jahren“. Eine Untersuchung der Prostata (Vorsteherdrüse) zur Früherkennung von Prostatakrebs (Prostatakarzinom) können Männer beispielsweise ab dem Alter von 45 Jahren einmal jährlich in Anspruch nehmen.
Auch bei Schmerzen und Verletzungen beißen viele Männer noch eher die Zähne zusammen, als zum Arzt oder zur Ärztin zu gehen. Und wenn gar nichts weh tut, sehen viele erst recht keinen Sinn darin, sich eine Praxis von innen anzusehen. Auf lange Sicht gesehen ist das der falsche Weg. Denn viele Erkrankungen zeigen am Anfang gar keine Symptome. Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen können daher unter Umständen Leben retten. Unabhängig davon gilt: Wenn Beschwerden auftreten, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.
Nicht alle Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen sind gleich sinnvoll. Viele Angebote gehen über den Leistungskatalog der GKV hinaus. Das bedeutet, dass Patienten und Patientinnen diese selbst bezahlen müssen.
Der Nutzen dieser Untersuchungen ist umstritten. Denn einerseits können die Untersuchungen Personen verunsichern, zum Beispiel wenn sie „blinden Alarm“ auslösen - also fälschlicherweise Gesundheitsprobleme anzeigen, die tatsächlich gar nicht vorhanden sind. Andererseits können sie Patientinnen und Patienten in falscher Sicherheit wiegen, wenn etwa unausgereifte Testverfahren signalisieren, dass alles in Ordnung sei, obwohl dem gar nicht so ist. Welche Vorsorge- bzw. Früherkennungsuntersuchungen Sie wahrnehmen, sollten Sie daher gemeinsam mit Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin sorgsam abwägen.
Tipps zum Weiterlesen
- Bundesministerium für Gesundheit (BMG): Früherkennung
- Gesundheitsinformation.de: Früherkennung
- Stiftung Männergesundheit: Prävention und Früherkennung
- Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV): Flyer Vorsorge-Checker
- Patienten-Information.de: Bauchaortenaneurysma – Veränderungen früh erkennen
- Medizinischer Dienst Bund: IGeL Monitor
Letzte Aktualisierung: Mai 2024