Herzrhythmusstörungen

Das Herz besteht aus einer linken und einer rechten Herzhälfte, die jeweils in einen Herzvorhof und eine Herzkammer unterteilt werden. Normalerweise erregen elektrische Impulse das Herz sehr regelmäßig und immer in der gleichen Abfolge.

Formen von Herzrhythmusstörungen

Da das elektrische Leitungssystem sehr komplex ist, gibt es auch sehr viele verschiedene Störungen, die auftreten können. Neben harmlosen Störungen wie beispielsweise vereinzelten Extraschlägen (Extrasystolen) gibt es auch lebensbedrohliche Rhythmusveränderungen. Sehr gefährlich sind zum Beispiel Störungen, bei denen die Herzkammern so schnell schlagen, dass sie dabei kein Blut mehr pumpen (Kammerflimmern) und es zum plötzlichen Herztod kommen kann. 

Ärztinnen und Ärzte teilen die Rhythmusstörungen danach ein, ob der Herzschlag zu langsam (bradykard) oder zu schnell ist (tachykard).

Der Ablauf eines normalen Herzschlags verläuft folgendermaßen:

  1. Im rechten Vorhof sitzt der Taktgeber des Herzschlags. Dieser sogenannte Sinusknoten, ist kein wirklicher Knoten, sondern eine Gruppe von speziellen Herzmuskelzellen, die selbstständig elektrische Signale erzeugen können. Normalerweise gibt der Sinusknoten in Ruhe etwa 60-80 Mal pro Minute das Signal für einen Herzschlag. Wenn Sie sich körperlich belasten, bekommt der Sinusknoten über Nerven und Hormone das Signal, die Schlagfrequenz zu erhöhen.
  2. Das elektrische Signal verbreitet sich dann auf beide Vorhöfe, die sich zusammenziehen und das Blut in die Herzkammern drücken. Um von den Vorhöfen in die Herzkammern zu gelangen, muss das elektrische Signal durch den sogenannten AV-Knoten.
  3. Vom AV-Knoten oder Vorhofkammer-Knoten aus wird der elektrische Impuls in die Herzkammern geleitet, die sich daraufhin zusammenziehen und das Blut weiter pumpen. Ist der Kreislauf zu Ende, kommt aus dem Sinusknoten der nächste Impuls.

Ursachen von Herzrhythmusstörungen

Die Ursachen für eine Herzrhythmusstörung sind vielfältig. Die häufigsten Gründe sind:

  • Koronare Herzkrankheit
  • Bluthochdruck
  • Herzklappenfehler
  • Herzmuskelentzündung
  • Erkrankungen des Herzmuskels
  • Funktionsstörung der Schilddrüse

Auch bestimmte Medikamente, übermäßiger Konsum von Kaffee oder Alkohol, ein Mangel an Mineralstoffen sowie Stress können Herzrhythmusstörungen auslösen.

Der Herzschlag kann verlangsamt sein, wenn einer der Taktgeber des Herzens, also der Sinusknoten oder der AV-Knoten, nicht mehr richtig arbeitet. Ein zu langsamer Herzschlag kann aber auch andere Ursachen haben, wie zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion. Bei Menschen, die sehr viel Sport treiben, kann eine Herzfrequenz von 40 Schlägen pro Minute normal sein.

Ist der Herzschlag zu schnell, kann die Ursache dafür in den Vorhöfen oder in den Herzkammern liegen. Beim Vorhofflimmern produzieren die Vorhöfe zu viele und unregelmäßige elektrische Impulse. Die Frequenz der Vorhöfe liegt dann bei häufig über 300 Schlägen pro Minute. Allerdings leitet der AV-Knoten nicht alle Erregungen an die Kammern weiter. Deshalb kann die Herzfrequenz der Kammern beim Vorhofflimmern zu schnell, zu langsam oder auch normal sein. Der Herzschlag ist jedoch immer unregelmäßig. 

Anzeichen für Herzrhythmusstörungen

Mögliche Symptome bei Herzrhythmusstörungen sind unter anderem:

  • Herzstolpern (Palpitationen)
  • Herzrasen (bei schnellem Herzschlag, Tachykardie)
  • Schwindel, Benommenheit, Verwirrtheit
  • Ohnmachtsanfälle, kurzzeitiger Bewusstseinsverlust (Synkopen), Krampfanfälle
  • Herzschmerzen und Herzenge (Angina pectoris)

Nicht immer sind die Anzeichen für eine Herzrhythmusstörung eindeutig. In manchen Fällen können sie auch ganz fehlen.

Diagnose von Herzrhythmusstörungen

Um festzustellen, ob eine Herzrhythmusstörung vorliegt, kann die Ärztin/der Arzt neben einer körperlichen Untersuchung auch ein Elektrokardiogramm (EKG) durchführen. Dabei werden die elektrischen Herzströme grafisch dargestellt. Um zu ermitteln, welche Rhythmusstörung genau vorliegt, kann sich noch eine Elektrophysiologische Untersuchung (EPU) anschließen. Durch die Untersuchungen lässt sich feststellen, ob der Herzschlag zu langsam, zu schnell oder unregelmäßig ist.

Behandlung von Herzrhythmusstörungen

Ist bei einem zu langsamen Herzschlag eine Behandlung erforderlich, erfolgt diese meistens mit einem Herzschrittmacher. Geht der schnelle Herz­schlag von den Herzkammern aus, ist das immer ein Notfall. Die Herzfrequenz liegt zwischen 100-150 Schlägen pro Minute, daraus kann Kammer­flimmern mit Frequenzen von über 320 Schlägen pro Minute entstehen. Es droht der plötzliche Herztod.

Herzrhythmusstörungen mit zu schnellem Herzschlag behandeln Ärztinnen und Ärzte 

  • entweder mit Medikamenten oder sie versuchen das Herz mit einem elektrischen Stromstoß wieder in den richtigen Takt zu bringen.
  • Wenn es nicht gelingt, den Herzrhythmus durch Medikamente zu stabilisieren, kann eine sogenannte Katheterablation in Frage kommen. Bei der Behandlung werden spezielle Sonden in das Herz eingeführt. Anschließend werden ausgewählte Stellen im Herzen durch Stromstöße oder Kälte verödet.
  • Treten die Rhythmusstörungen immer wieder auf, implantieren Ärztinnen und Ärzte besonders bei den gefährlichen Formen einen kleinen Defibrillator (ICD), der immer dann, wenn das Herz aus dem Takt kommt, einen Stromstoß abgibt.

Deutsche Herzstiftung (2024). Herzrhythmusstörungen. https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzrhythmusstoerungen/; letzter Zugriff: 19.10.2024.

Kaemmerer, H., Baldus, St., Baumgartner, H. et al. (2023). „Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern“: Aktuelle Herausforderung in der medizinischen Versorgung Teil I: Versorgungsstruktur und Problematik, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen. Kardiologie 2023 · 17:219–233. doi.org/10.1007/s12181-023-00616-1; letzter Zugriff: 19.10.2024.

Statistisches Bundesamt (2024). Anzahl der Gestorbenen nach Kapiteln der ICD-10 und nach Geschlecht für 2023.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/Tabellen/gestorbene_anzahl.html; letzter Zugriff: 19.10.2024.

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Letzte Aktualisierung: Mai 2023

Der Text wurde in Kooperation mit der Deutschen Gesell­schaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V. erstellt.